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11.10.2022

Die Intralogistik steht vor einem Zeitenwandel

Thesen am Tresen – der STILL Logistik-Talk 2022

Hamburg, 11. Oktober 2022 – Fachkräftemangel, Kostendruck und Klimaveränderung sind die Treiber für einen Zeitenwandel in der Intralogistik. Nur wer ihn als Unternehmen mitgeht, bleibt in Zukunft wettbewerbsfähig. So lautet der Tenor aus zwei Sessions „Thesen am Tresen – der STILL Logistik-Talk“ im Rahmen des Logistics Summit 2022 in Hamburg.

Thesen am Tresen – der STILL Logistik-Talk zu Gast beim Logistics Summit 2022. Zwei Talks, die sich rund um den Zeitenwandel in der Intralogistik drehen. V.l.n.r.: Frank Müller, Senior Vice President STILL Brand Management, Florian Menold, Geschäftsführer Frankreich pfenning logistics group, Marten Bosselmann, Vorsitzender des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik (BIEK) e. V., Anita Würmser, Journalistin, Publizistin und Geschäftsführende Gesellschafterin der impact media projects GmbH.

Nach der erfolgreichen Premiere des Talkformats in Berlin im Vorjahr gastierte der Intralogistikanbieter STILL vergangene Woche mit zwei Sequenzen auf der Main Stage des Logistics Summit im Kongresszentrum CCH. Logistikexperten diskutierten mit den Journalisten Thilo Jörgl und Anita Würmser zugespitzte Thesen zu den Themen Automatisierung und Zirkularität in einem Speed-Talk von jeweils 25 Minuten.

„Viele der insgesamt rund 1.700 Teilnehmenden gaben uns ein sehr positives Feedback – sowohl zu den aktuellen Inhalten als auch zum kurzweiligen Format“, so Frank Müller, Senior Vice President Brand Management STILL EMEA.

Die Trends in der Intralogistik waren selten eindeutiger: Automatisierung und Nachhaltigkeit sind zwei zentrale Themen der Gegenwart. Nahezu alle Unternehmen werden in den nächsten zwölf Monaten in diesen Bereichen investieren. Entsprechende Technologien sind verfügbar und werden schrittweise günstiger, die Einstiegsschwelle sinkt rasant und gleichzeitig erhöhen Fachkräftemangel und steigende Löhne den Automatisierungsdruck auch für bestehende Lageranlagen. Haupttreiber für neue Projekte sei jedoch der Fachkräftemangel, was sich langfristig nicht ändern werde, erläuterte Müller während der Automatisierungs-Session.

Vor diesem Hintergrund stellte Marten Bosselmann die These auf: „Wer es nicht schafft, Mensch und Maschine bei der Automatisierung zusammenzudenken, hat die Zukunft der Logistik nicht verstanden“, so der Vorsitzende des Bundesverbands Paket und Expresslogistik (BIEK). Fehlende Arbeitskräfte und steigende Personalkosten machen seiner Ansicht nach die Automatisierung auch von Paketzentren unumgänglich. Dabei gehe es darum, Personal nicht zu entlassen, sondern zu entlasten. Es müsse den Unternehmen gelingen, „Mensch und Maschine zu Kollegen zu machen“, so Bosselmann.

Müller zufolge finde in vielen Managerköpfen gerade ein Umdenken statt. Das sei vor allem der Tatsache geschuldet, dass Automatisierung erschwinglicher werde. In bestehenden Anlagen seien Automatisierungsvorhaben künftig in kurzer Zeit und ohne große Veränderungen möglich. „Brownfield wird zum Trend“, prognostizierte Müller.

In diesem Zusammenhang verkündete der Manager auf der Bühne eine neue Kooperation mit idealworks, einem Münchener Spezialisten für autonome mobile Roboter (AMR). STILL ist ab sofort Vertriebs- und Servicepartner auf internationaler Ebene für die autonomen Geräte, die Lasten bis 1.000 Kilogramm selbstständig transportieren können.

Projekte mit AMRs, die flexibel und leicht skalierbar sind, rechnen sich nach Aussage von Florian Menold zeitnah. Anders sieht es laut dem Geschäftsführer für Frankreich bei der pfenning logistics group bei größeren Vorhaben aus. Angesichts immer kürzer werdender Vertragslaufzeiten mit Kunden seien sie für Kontraktlogistiker eine Herausforderung. Großprojekte rechnen sich Menold zufolge oft erst nach fünf Jahren. Damit Kontraktlogistiker neue Kunden mit unterschiedlichen Waren einfach ins Logistiknetz integrieren können, wünscht sich der Manager mehr Flexibilität. „Die Automatisierung ist heute noch nicht flexibel genug“, lautete seine These.

Umdenken müssen Intralogistiker – und ihre Kunden – auch beim Thema Zirkularität. Das betonte der Wissenschaftler Christoph Küffner von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im zweiten Talk. „Klimaschutz beginnt heute – ein Weiter-So gibt es nicht“, unterstrich der Forscher. Er prognostizierte, dass in der Logistik in den kommenden Jahren immer mehr Unternehmen nach dem durchgängigen Kreislaufwirtschaftsprinzip Cradle-to-Cradle handeln werden.

Karl Knipfelberg berichtete, dass bei STILL bereits ein Umdenken stattgefunden habe: „Der zukünftige RXE ist der erste Gabelstapler, der zirkulär gedacht wird“, sagte der Vice President Counterbalance & Energy bei KION ITS EMEA. Einer Konzeptstudie zufolge sind dadurch Kohlendioxid-Einsparungen im zweistelligen Prozentbereich möglich. „Nachhaltigkeitsmaßnahmen stabilisieren nur das Bestehende. Unternehmen müssen einen effektiven, funktionierenden Materialkreislauf einführen“, lautete seine These. Zirkularität müsse jedoch immer ganzheitlich gedacht werden – vom Produktdesign über die Lieferkette, die Produktion und den Kundeneinsatz bis hin zur Wiederverwendung.

Eine Philosophie, die auch im Nutzfahrzeugbereich Einzug hält, wie Dr. Frank Albers, Geschäftsführer Vertrieb & Marketing beim Fahrzeugwerk Bernard Krone, bestätigte. Bereits beim Trailer-Design werde von der Nutzung bis zur Entsorgung gedacht. Wesentliche Hebel sind dabei Gewicht, Aerodynamik sowie die Wiederverwendung von eingesetzten Materialien nach dem ersten Leben eines Trailers, das im Schnitt acht Jahre dauert. Vor Kurzem habe man auch eine elektrische Achse vorgestellt.

Das zweite Leben spielt im Rahmen der Kreislaufbetrachtung auch bei der Entwicklung von Flurförderzeugen eine immer wichtigere Rolle. Um Abstriche bei Zuverlässigkeit und Qualität auf Kundenseite zu vermeiden, arbeite man bei STILL beispielsweise an Konzepten für die Wiederverwendung von Lithium-Ionen-Batterien oder an Strategien für die Nutzung von Brennstoffzellen im zweiten Geräteleben. „Technologieoffenheit ist uns wichtig“, so Knipfelberg. STILL ist der erste Originalgerätehersteller (OEM) in Europa mit einer eigenen Brennstoffzellenfertigung – und zwar am Standort Hamburg. Gestartet wird mit der Produktion für 24-Volt-Geräte.

Ob Nutzfahrzeuge oder intralogistische Lösungen: Oftmals der größte Hebel in Sachen Energieeinsparung ist die Nutzung. Deshalb unterstützen sowohl Krone als auch STILL ihre Kunden dabei, im Alltag Energie zu sparen. Reifendruckkontrollsysteme im Trailer oder smartes Energiemanagement, um teure Stromspitzen beim Laden der Akkus zu vermeiden, sind nur zwei von vielen Services, die künftig der Kundschaft den Weg in die Nachhaltigkeit leichter machen.

Die beiden Talks veröffentlicht STILL in den kommenden Tagen online unter Messen und digitale Events | STILL Deutschland.

Der STILL Logistik-Talk „Thesen am Tresen“ beschäftigt sich seit 2021 mit aktuellen und visionären Themen in Logistik und Intralogistik, die für Investitionsentscheider von zentraler Bedeutung sind. Prominente Gäste aus Industrie, Handel und Dienstleistung diskutieren im Stil einer Talkshow polarisierende Thesen.